Begehung der Mahnmale Bergedorf und Neuengamme 21.11.2015 ab 13 Uhr


Begehung des Mahnmals zum Gedenken an Zwangsarbeiter der Nazi-Herrschaft in Hamburg-Bergedorf und des Denkmals zur Erinnerung an die Deportierten des Warschauer Aufstandes 1944 auf dem Gelände des KZs Neuengamme mit dem Bergedorfer Bildhauer Jan de Weryha.
Der polnisch-deutsche Bildhauer Jan de Weryha hat neben diesen Mahnmalen eine sehr an-spruchsvolle Sammlung von Skulpturen, Objekten und Reliefs aus Holz geschaffen. Er wird bei der Begehung über seine Arbeiten sprechen und Gelegenheit zum Gespräch geben.

Wo?
Am Mahnmal in Bergedorf an der Schleusengraben-Promenade am Kampdeich (SATURN).

Wann?
Samstag, 21.11.2015 um 13 Uhr

Veranstalter
Freundeskreis der Sammlung de Weryha

Eintritt frei. Anmeldung erforderlich bis Mittwoch, den 18.11., unter jose17@gmx.de .
Für Mitfahrgelegenheiten nach Neuengamme und zurück nach Bergedorf wird gesorgt.


Infos des Künstlers:


Auszug aus dem Kommentar zur Diskussion über das Mahnmalkonzept zur Erinnerung an Bergedorfs Zwangsarbeiter von Jan de Weryha

Iwona Bigos, Leiterin der Städtischen Galerien in Danzig; Gdańsk, 16. Februar 2012.

 

[…] Das künstlerische Werk von Jan de Weryha kenne ich sehr gut. Die Einfachheit der Form und die wohlüberlegte Auswahl des Materials sind die wichtigsten Merkmale seiner Kunst. Dies betrifft auch den Entwurf des Mahnmals.

Ich möchte aus der Erklärung des Künstlers zu seinem Werk zitieren:

 

“Die stark reduzierte Form und die optimal an die Grenze des Machbaren gebrachten Proportionen des Betonquaders mit sehr rauer Oberfläche sollen mit Attributen des Begriffes „Zwang“ assoziiert werden und gleichzeitig selbst zu einer gewissen Metapher werden.

 

Die strenge Gesamtform dieses Kunstobjektes weist einerseits auf ein unmenschliches und totalitär geprägtes System hin, für das die Würde eines Menschen nichts bedeutete. Andererseits soll gerade auch die gestaltete Oberfläche des Objektes mit ihren lebendig wirkenden „Holz“- Abdrücken an die Individualität und das Leben der damaligen Zwangsarbeiter und an ihre individuellen Schicksale erinnern.

 

Das tief im Mahnmal verankerte, schmale Fenster versinnbildlicht einerseits die bedrohliche Enge, den Zwang, die Einsamkeit, die Entwürdigung und die Angst, mit der die damals zur Zwangsarbeit gezwungenen Menschen ständig konfrontiert wurden und mit der sie jahrelang, jeden Tag, jede Stunde haben leben müssen.

Andererseits kann das Licht, das durch die schmale, schlitzförmige Öffnung im oberen Teil des ansonsten völlig geschlossenen, riesigen Betonblockes besonders bei Sonnenschein fällt, aber auch als ein Hoffnungsstrahl in einer dunklen Zeit der Unmenschlichkeit verstanden werden.”

 

Ich hoffe, dass diese ausführliche Erklärung des Künstlers den Einwohnern von Bergdorf die Idee seines Kunstwerks näher bringt und die Akzeptanz des Mahnmals fördert. Dies möge dazu beitragen, dass sich bei der Betrachtung des fertigen Denkmals die Ruhe einstellt, die nötig ist um über diesen Teil der Geschichte nachzudenken.

In der minimalistischen Schlichtheit und der hier gezeigten Reduzierung liegt eine Ausdruckskraft, die ihre Kraft langsam aber nachhaltig entfaltet. […]

 

 

Auszug aus dem Zeitungsartikel Karin Flothmann, Friede, deutsch und polnisch – 6000 Menschen wurden nach dem Warschauer Aufstand ins KZ Neuengamme deportiert. Nun soll ein Mahnmal an sie erinnern, taz Hamburg, Nr. 5821, 21. Jahrgang, 27.4.1999, S. 21.

 

[…] Auf Initiative der Hamburger Gruppe des Bunds der Polen in Deutschland soll am 1. September die Enthüllung eines Mahnmals auf dem Gelände der KZ Gedenkstätte Neuengamme stattfinden. „… Friede denjenigen, die Liebe und Hingabe nicht scheuen“, soll bis dahin auf Deutsch und Polnisch eingemeißelt auf einer blankpolierten Granitplatte stehen. Auf der 24 Quadratmeter großen Platte gruppieren sich in Reih und Glied dreißig grob bearbeitete Blöcke aus gebrochenem Granitgestein.

Das Mahnmal, so erläutert der Bildhauer Jan de Weryha, „soll zum einen den Aspekt des totalitären, des perfekt organisierten Apparats ausdrücken, der zur Eliminierung des Einzelnen und ganzer Menschengruppen dient.“ Zugleich weisen die grobgespaltenen und damit    individuellen Granitelemente für den Künstler „auf die Vielfalt und Unverwechselbarkeit des menschlichen Individuums hin“. Der mit Granitschotter ausgelegte Weg, der zum Mahnmal führen wird, soll Besucherinnen „an den Weg erinnern, den die zur Vernichtung Verurteilten zurücklegen mussten“. […]